15. Königschlösser Romantikmarathon

19-7-2015

Es ist vollbracht. Die magischen 42,195 Km. Ich habe es tatsächlich geschafft.


Samstag stehe ich in meinem Garten und leere Himbeeren ab. Fast trete ich auf eine Wespe. "Das käme jetzt ganz schlecht", denke ich mir noch. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich überhaupt antreten werde. Die Idee mit dem Sommermarathon war nicht meine Beste wird mir langsam klar.

Aber wir fahren nach  Füssen, zumindest das steht schon mal fest. Die Taschen sind gepackt, das Wohnmobil steht bereit und für die Tiere ist gesorgt.


4 Std. später kommen wir in Füssen an. Wir haben viel länger gebraucht für die Strecke, also müssen wir gleich los zur Startnummernausgabe. Natürlich könnte ich diese auch Sonntagfrüh holen, allerdings finde ich es am Vorabend immer entspannter. Außerdem weiß ich nicht ob es eine Messe gibt über die man schlendern kann.

Also Roller abladen und los.



Eine Messe gibt es dann doch nicht. Nur einen kleinen Stand von Intersport im Zelt. Gerade laufen die Vorbereitungen für den 10 Km-Lauf und den Halbmarathon. Die Tasche mit meinen Unterlagen ist schnell geholt. Diese enthölt die Startnummer, den Einmal-Transponder, den Gutschein für ein Nudelgericht und zwei Werbeflyer. Mein Funktionsshirt darf ich gleich mal anprobieren, zum Glück gibt es Größe XS....sitzt, passt, wackelt und hat Luft. Wirklich ein schönes Shirt und ich entscheide mich, es gleich morgen zu tragen.


Nachdem wir die Unterlagen haben, entschließen wir uns dazu noch essen zu gehen. Wer Marathon laufen will muss gestärkt sein. Also bestellen wir beim Olivenbauern eine zu grosse Auswahl an Gerichten.

Der weitere Abend verläuft ruhig. Ich bin seltsamer Weise nicht nervös. Wahrscheinlich weil immer noch nicht feststeht ob ich antrete.

Wir gehen noch schwimmen, ein wenig mit dem Roller cruisen und dann schlaf ich wirklich tief und entspannt.

Am Sonntag klingelt der Wecker um sage und schreibe 4:30 Uhr. Ich hab mir ein Brot vorbereitet, welches ich jetzt unter größter Anstrengung versuche runter zu würgen. Mein Mann schimpft dabei wie ein Rohrspatz: "Du musst das essen!!"

Als ich es also geschafft habe, leg ich mich noch etwas ab. Den Himmel hab ich gecheckt, es ist immerhin bewölkt.

Um ca. 6 Uhr ist uns beiden klar, dass an Schlaf nicht mehr zu denken ist. Draußen ist es noch kühl, aber man sieht bereits, dass es warm wird heute.

Um 7 Uhr fahren wir vor an den Start. Ich bin jetzt doch nervös. Hab aber irgendwie diese 42,195 Km überhaupt nicht mehr auf dem Schirm. Ich denke nur "es ist herrliches Wetter, die Landschaft ist genial.....ein super Tag zum Laufen".

Und es kommt wie es kommen muss, pünktlich um 7:30 Uhr fällt der Startschuss.

 

Ich wollte eigentlich hinter der Pacemakerin von 4:30 laufen. Aber irgendwie laufe ich jetzt irgandwo :)

Nicht schlimm, denke ich mir. Genieße einfach den Lauf.

Es geht an unserem Campingplatz vorbei richtung Hopfensee. Als ich halb um den See bin, bin ich irgendwie auch schon bei Km 10 und damit bei der 2ten Versorgungsstelle. Bis jetzt waren wir zwar viel im Schatten unterwegs, allerdings merkt man schnell wie warm es schon ist, sobald man die schützenden Bäume verlässt. An der Versorgung kippe ich ein Iso in mich hinein und ein Wasser über meinen Kopf....sowie über meinen Bluetoothkopfhörer, welcher sich auch sofort von mir verabschiedet. Hmmm....typisch ich.

Bei Km 12 denke ich mir "Jetzt sind es nur noch 30 Km, dass kennt dein Körper....also kein Problem". Ab jetzt zähle ich nur noch Rückwärts.

Noch 29.....28....27... Bei jeder Versorgungs bzw Wasserstelle trinke ich und kippe mir einen Becher über den Kopf und die Arme.

Was ich besonders schön finde, ist, dass alle Versorgungs- und Wasserstellen 200 Meter zuvor mit einem Schild angekündigt werden. Das motiviert irgendwie.

Dann kommt schon die Halbmarathonmarke. Ich laufe über die Matte meine Uhr Zeigt 02:10:26. Ich liege also noch gut in der Zeit und es ist ja nicht mehr weit :)

 

Bei der Versorgung um Km 25 trinke ich schon zwei Becher Iso, esse eine Banane und rede kurz mit einer Helferin. Sie ist sehr nett und macht mir Mut.

Jetzt sind es zwar nur noch 17 Km (pah was ist das schon?), aber es wird auch immer wärmer.

 

War ich ständig, wenn auch unbeabsichtigt, hinter dem Pacemaker für 4:15, so ist dieser jetzt schon lange nicht mehr in Sicht. Ich bin bei Km 30 als die Pacemakerin für 4:30 an mir vorbeizieht. Tja, dass demotiviert ganz schön.

Allerdings sind es nur noch 12 Km bis ins Ziel und wir sind jetzt direkt unter den Königsschlössern. Also gehe ich ein paar Meter, trinke wieder, kühle mich und als ich weiter laufe spricht mich ein großer Läufer auf meiner Rechten an. "Ach da laufe ich doch mit dir weiter". Und ich denke so bei mir "ob das nicht ein Fehler ist".

Er erzählt mir, er sei heute spontan aus Ulm gekommen, seine Bekannte ist die Pacemakerin für 4:30, Er ist Ultraläufer und nimmt das nur als Trainingslauf. Er wundert sich wieviele Läufer jetzt schon gehen müssen.

-Ich sage nichts, da mein Puls gerade die 186 Marke übersteigt-

Er meint wir könnten doch zur Pacemakerin vor laufen, er könne mich auch ins Ziel treiben wenn ich das möchte.

Ich erwähne meine Herzfrequenz, doch er schnaupt nur und meint: "ach pfeiff doch auf die Herzfrequenz bei diesen Temperaturen"

Er ist wirklich nett, aber ich will hier nicht verschweigen, dass ich sehr froh bin, als er merkt, dass ich viel zu langsam bin und weiterzieht.

 

Irgendwann sind es nur noch 7 Km. Gehen tut jetzt mehr weh als Laufen. Ich überlege ob das dieser ominöse Mann mit dem Hammer ist. Wenn ja, hab ich mir den schlimmer vorgestellt. Auf Schmerzen war ich gefasst. Trotzdem jammere ich. Hab jetzt einfach keine Lust mehr und meine Zeit ist komplett versaut.

 

Kurz vor Km 40: Mein Mann steht wieder an der Strecke und reicht mir Iso....ich will nicht mehr, er nimmt mich an der Hand und läuft mit mir ein Stück. Treibt mich an. Ein Streckenpfosten schaut mich mitleidig an und meint: "Durchkommen ist ganz wichtig". Auch er hat wohl gemerkt, dass ich mein Zeitziel verpasse....wirre Gedanken.

 

Ich weiß nicht wie es geschieht, aber plötzlich stehe ich vor einem Hügel und der Streckenposten sagt zu mir: " nur noch 300 Meter und es geht bergab und im Schatten".

Wäre ich nicht verheiratet, er wäre gerade meine erste Wahl :))) (Spass)

 

Und da ist es, das Ziel! Da mir bewusst ist, dass ich gefilmt werde und Fotos gemacht werden, zwinge ich mich zu lachen, breite meine Arme aus und......

.....werde von hinten angeremmpelt, weil mich ein Herr 20 Meter vor der Ziellinie überholen muss, der 400 Meter vorher noch würgend in den Büschen hing. Vielen Dank hierfür.

 

Und da ist meine Medaille, mein Mann und irgendjemand schüttelt mir die Hand und beglückwünscht mich. Später merke ich, dass es der Typ vom Fotoservice war, der mir auch gleich einen Flyer in die Hand gedrückt hat. Nachdem ich gerade 42,195 Km gelaufen bin? Echt jetzt?

 

Das war es also mein Marathonerlebnis und ich schätze es war nicht das letzte.

 

Fazit:

Ein toller Lauf. Gut organisiert. Die Stimmung an den Versorgungsstellen könnte besser sein. Oft haben die Läufer die Helfer angefeuert und nicht andersherum. Trotzdem waren alle sehr nett und ich bin jedem Einzelnen Helfer dankbar.

Die Landschaft ist unbeschreiblich schön.

Das nächste mal wird es wohl kein Sommer-Marathon.

 

Aber es war toll.

 

Was ich nicht verschweigen will, für alle, die ihren ersten Marathon planen und sich wie ich immer mal die Frage stellen, ob dies oder das normal ist.

Also was mir jetzt nach dem Marathon bleibt, sind ein aufgeschürfter Rücken, "verbrannte" Stellen unter den Armen (von der Reibung) und höllischer Muskelkater in den Oberschenkeln.


Aber wie sagen Alle: Der Schmerz geht, der Stolz bleibt.