Seenlandmarathon 20.9.2015

Ziemlich genau 8 Wochen nach meinem Marathon....die Motivation war die letzten 8 Wochen gen Null, das Training dem entsprechend schleppend.

Also ist meine Einstellung Sonntag morgen: "Mal sehen ob ich überhaupt durchkomm".


Ich habe Samstagabend alles gepackt und bin daher vor der Abfahrt nicht sonderlich nervös. Das meine Form nicht gut ist weiß ich ja ohnehin und eine bestimmte Zielzeit gibt es nicht.

Wir fahren ca. eine Stunde nach Pleinfeld. Die Parkplätze für den Seenlandmarathon, der rund um den Brombachsee gelaufen wird, sind gut ausgeschildert und leicht zu finden. Es ist natürlich schon einiges los, als wir um 10 Uhr ankommen. Immerhin sind die Marathonis schon um 9 Uhr gestartet und wir "Halbdistanzler" starten um 11 Uhr.

Es ist trocken, aber frisch und der Himmel ist bewölkt. Ich überlege noch 3mal hin und her, ob ich doch noch 3/4 Hosen anziehen soll, entscheide mich dann aber dafür die kurzen Hosen anzubehalten. Ganz nach dem Motto "Notfalls muss ich eben schneller laufen".


Jetzt stehe ich also an der Schlange der Toiletten an, es ist 10.25 Uhr und ich habe noch keine Startunterlagen...Nervosität? Fehlanzeige.

Hinter mir hüpft aufgeregt ein Mädel und erzählt mir, dass das ihr erster Halbmarathon wird......sie tritt beim walken an. Ich rede ihr gut zu.

Als ich endlich ins Zelt komme um meine Unterlagen abzuholen ist zum Glück nichts los an der Ausgabe und ich bekomme zügig meine Tasche. Diese ist gefüllt mit allerlei Kleinigkeiten und ich bekomme sogar eine Trinkflasche. Das freut mich.

Jetzt aber schnell Transponder an den Schuh, Startnummer ranklemmen und ab zum Start.

Da steh ich erst mal brav still...für die Fotos natürlich :)

Dann geht es endlich los. Es ist immer noch trocken. Wir laufen auf der Straße los und erst einmal Bergauf. Allerdings nicht steil. Ich hab mich ziemlich weit hinten eingereiht, irgendwo hinter dem Pacemaker für 2:15. Allerdings bin ich relativ schnell aufgerückt und ständig eine Traube Menschen vor mir zu haben ist dann doch nicht so meins. Es ist auch schwer an dieser vorbei zu kommen, da sie wirklich die komplette Breite des Weges brauchen.

Aber letztlich schaffe ich es mit einem kleinen Spurt über die Wiese an ihnen vorbei. Wir sind jetzt auch schon runter von der Straße und auf einem Schotterweg. Ein Blick auf meine Uhr versetzt mir einen kleinen Schock: Herzfrequenz 186 und das bei Kilometer 2 ?? Soll ich gleich abbrechen? So komme ich doch nie an. Ich versuche die Zahl zu vergessen und höre in mich hinein....mir geht es gut. Ein Blick nach rechts un die nächste Überraschung folgt: Wie kommen die Läufer vor mir denn plötzlich da hoch? Es sieht aus wie wenn sie auf einem Damm laufen. Und es kommt was kommen muss, es geht erst einmal einen Berg hinauf. Ich leide mit den Marathonis, die diesen Berg ja bei Km 20 oder so, zum zweiten mal hoch müssen. Aber so schlimm ist er dann doch nicht. Und als ich oben bin, werde ich mit einem schönen Blick auf den Brombachsee belohnt.

Rechts und links stehen Schilder mit Motivationssprüchen für einige Läufer. Witzig gemacht. Ich laufe jetzt hinter einem Pärchen, das einen 6er Schnitt läuft. Ich will nicht so rennen und entscheide mich hinter ihnen zu bleiben und erst mal meine Hzf runter zu bekommen. Nach ein paar Kilometern wird mir klar, dass das nichts wird. Ich ziehe langsam an dem Pärchen vorbei und versuche meinen eigenen Takt zu finden.

Als ich so über den Brombachsee schaue, den ich jetzt in seiner vollen Größe sehe, denk ich mir: Ist das euer ernst? Da komm ich in drei Tagen nicht rum.

Aber mir geht es gut und ich laufe.


Irgendwann bin ich dann tatsächlich bei Kilometer 10 und es geht jetzt zwischen dem kleinen und dem großen Brombachsee über eine Brücke oder einen Damm, quasi hinüber auf die "es-geht-heim-Strecke". Ich kann also die Länge des Sees jetzt von der gegenüber liegenden Perspektive anschauen. Und wieder der Gedanke: "Das ist aber noch weit".

Verärgert über mich selbst versuche ich mir zu sagen, dass mich ab jetzt jeder Kilometer heimwärts führt. Aber erst müssen wir noch rechts abbiegen und bis zu einer kleinen Wende laufen, dann aber sind wir wieder in die richtige Richtung unterwegs.


Ab Kilometer 14 wird es hart und das ist viel zu früh, sogar für meinen bescheidenen Trainingsstand. Aber wen wundert es, laufe ich doch durchgehend mit einer Hzf von 182. Aber mein Knie hält wie eine 1.

Mit viel Seitenstechen schaffe ich es bis Km 16,5, Dort erwartet uns ein kleiner Durchgang, bei dem wir uns entscheiden dürfen, ob wir eine Dusche brauchen oder nicht. Ich brauche eindeutig nichts was mich kühlt, bei 30 Grad ist das aber sicher ein Segen. 500 Meter später begrüße ich erstmal meinen Mann und unsere Hündin, die mit ihrem Ball tobt. Sie rennt zu mir und lässt sich erstmal knuddeln.


Als ich meinem Mann von meiner Hzf berichte fragt er mich sofort ob ich abbrechen will. Hätte er mich bei Km 10 gefragt..vielleicht. Aber jetzt sind es nur noch 4 Kilometer bis ins Ziel. Außerdem ärgere ich mich so über mich selbst, dass ich mir denke: "Da musst du jetzt durch".


Also laufe ich und laufe und mache sogar eine oder zwei Gehpausen. Ich hab allerdings nicht vergessen, dass es ab Kilometer 19 eigentlich nur noch Bergab gehen kann. Und so ist es auch und ich lasse rollen :)

Bei Km 20 ist mir auf einmal Speiübel und meine Beine drohen zu versagen. Ich bin entsetzt...was soll das denn jetzt? Ich laufe weiter. Und dann ist es da....das ersehnte Ziel. Nach 2:14:01.


Es geht wie so oft in ein bereits sehr stickigees Zelt. Luftfeuchtigkeit ca. 80%. Es gibt Kuchen, Wassermelone, Banane, Cola, Bier......alles was man sich wünschen kann.  Ich schnappe mir im vorbeigehen eine Cola und ein Stück Wassermelone und seh zu, dass ich hinten wieder aus dem Zelt rauskomme :)

Frischluft.

Zum Glück ist das mit der Transponderabgabe so organisiert, dass man daran vorbei MUSS. Sonst hätte ich sicherlich vergessen das Ding zurück zu geben.


Fazit:


Der Seenlandmarathon ist landschaftlich super schön, toll organisiert, die Stimmung war gut, die Strecke ist angenehm zu laufen. Ein klein wenig Profil ist mir immer lieber als eine komplett flache Strecke.

Und das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt auch. Also alle Däumchen rauf und ich komme wieder......dann allerdings besser vorbereitet, damit ich diesen schönen Lauf mehr genießen kann.


Vielen Dank an die netten Helfer! Ihr habt einen super Job gemacht!!!!!